Romane

Di Groos Revoluzioon D büecher 1 bis 3 (2009) Di Grooss Revoluzioon (2009)
D büecher 1 bis 3 (1786–1791)

Dieser zürichdeutsche Roman führt durch die Ereignisse der Französischen Revolution, macht mit dem damaligen Paris und mit vielen Drahtziehern bekannt.

Die Welt bewegen in Paris

Ein Zürcher Bankier reist 1786 mit Frau und Töchterchen nach Paris. Zü­rich ist ihm zu eng, Zürich schätzt ihn nicht. Dabei hat er Fantasie, Einsichten, Zukunftsvisionen – und viel Geld.

Am Puls der Welt in Paris

Die Helden der Geschichte sind der Bankier Kaspar Schweizer und sei­ne Frau Magdalena, die bald einmal Gaspard und Madeleine heißen, und ihre Pflegtochter Babette. Hier, in Paris, spielt das wahre Leben! Hier liegt die Zukunft! Hier ent­scheidet sich das Schicksal der Menschheit!

Hochgemuter Revolutionär

An Schweizers Freitisch treffen sich führende Revoluzionäre und sogar  Frauen­rechtlerinnen. Doch dem «Helden» der Geschichte wie seiner Frau fehlt die Statur, die Persönlichkeit. Es sind schwache Figuren, die von der Re­volution herumgeschubst werden – wie viele andere mit ihnen, die den Lauf der Dinge zu lenken glauben. Die heim­liche Haupt­figur des Ro­mans ist Babette, das weitaus profiliertere Pfleg­töchterchen der Schweizers.

D revoluzioon miterläbe, wie wämer debiigsii wèèr

I dèm eerschte band verlaufft die Französisch Revoluzioon na zimli fridli, mit epaar uusnaame. D läseri, de läser erläbt all wichtige gscheenis i de hauptschtadt us der äisitige sicht vo de hauptfigure, em Gaspard und de Madeleine Schweitzer, de Babette Bansi und em Fran­çois Gérard. D gschicht fangt süüferli aa mit de faart uf Pariis, mit de schilderig vom läbe chùùrz vor de revoluzioon, mit den eerschte schritt in e nöii ziit. Uglaublich vil laufft ab i dène paar revoluzioonsjaar, gscheenis, wo me chuum glaubt. Macht und mäinige schtriited gägen enand. Me trifft ales: intriganten und schtili hälffer, groossi schnuri und verschteckti traat­zieer. D handligen sind us de sicht vo den iiggwan­de­re­te zürcher gschil­deret. Au in ere revoluzioon mues me natüürli ässen und trinke; dass häisst, au di phèrsööndlichen umschtänd und s damaalig schtadtläbe chömed nöd z chùùrz.

Us Züri usen i d zuekouft!

Git s en ängeri schtadt uf de wält als Züri? Ängi gässli, won abfèrbed uf d chöpf von lüüte. Änghèèrzegi theolooge, won iri schööffli leered schtile zuelosen i de chile. Vätterlechi chliirööt und landvögt, won us pflicht und verantwortig irnen undertaanen all schprüng abchauffed.
Wèr öppis wott bewege, dèè mues i s zäntrum von freie gedanke gaa, i s samelbecki von groosse chöpfe, i d hauptschtadt vom Siècle des lumières, in lüüchttùùrm vo de zuekouft.
Z Züri regiered d zöift, d handwèrcher, d sidehère, d pfäärer. Sind nüd vor föifezwänzg jaare de Lavater und de Füessli verbant woorden in hööche noorden ufe, wil s em landvogt Greebel an chaaren anegfaare sind? Dèm mit rächt, under öis gsäit. De junker Greebel hät siin poschte müese ruume; de Lavater ischt hinedrii trotzdèm pfaarer am Sankt Pheeter woorde; de Füessli ischt iez en berüempte maaler — aber wiit ewègg: z London. Und gäge d pfäärer säit men am gschiidschte nüüt. Wie ischt s em Henry Mäischter ggange, em Chäpper siim vetter? Sini muetig schrift über der uurschprung vom glaube hett en i s gfängnis praacht, wän er nüd gflooe wèèr uf Pariis. Z Pariis hät jede maa uf de schtraass, jedi frau im huus en freiere gäischt als de freischt von freimuurere z Züri. Pariis! —
Drum eben ischt s z Züri z äng für en freie gäischt wie de Chäpper Schwiizer. Öise held häd all veruussetzige für e phèrsööndlichkäit, wo s furtchoo vom mäntschegschlächt nüd blos tänkt, sondern au cha durefüere. Jedefalls ischt das sini mäinig, und sini lieb frau, d Madlèèn, wùùrd em das zuetroue, ooni iischränkig.
Liebi lääseri, liebe lääser! Won i daas gschribe ha, hett niemer chöne veruusgsee, was wììrt us dère räis uf Pariis. De Chäpper hät s nüd ggwüsst; d Madlèèn häd öppis ganz anders erwaartet, und d Babett — s jung pfläägtöchterli hät halt mitmüese.
Pariis! — Wèèr tröimti nüd vo dère wältschtadt! Daa ischt lääbe! Daa trifft me di groosse tänker vo de vergangehäit und vo de zuekouft! Wä me näimet cha d wält nüd blos umtänke, sondern umändere, dänn daa! Frankriich ischt e freis land! Frei im gäischt! Frei im handle! Frei sind sogaar d zänsoore, won iri äigni büecher müested verbüüte, wùùrded s iri voorschriften èèrnscht nèè.
Handel und wüsseschafte blüend. D Compagnie des Indes floriert z Weschtafrika und z Indie; d Encyclopédie ischt fèrtig truckt nach zwänzg jaare, alerdings mit zää jaaren underbruch. Di guet gsellschaft alethalben uf de wält redt französisch.
Zueggèè — s gaat nüd überaal guet z Pariis. De schtaat hät kä gält. D bürger händ nüüt z sääge. Der adel und de kleerus lääbed uf chöschte vom bürgertum und vo de puuresaami. Im undergrund motti s, hät me s gfüül.
Ganz nöi mäntsche müesid all wèèrde, tänkt au de Chäpper, wo glii emal Gaspard häisst. Di alte schtruktuure ghöörid abggrisse; nöi wèrt müesid di alten ablööse, wie s de Montesquieu, de Voltaire, de Rousseau voortänkt hebed. Wie s di jung demokratii z Amèrika i d realitèèt umgsetzt heb — mit de hülff vo französische freihäitskämpfere und mit em gält vom guete könig Louis XVI. Di alten aberglöibe ghöörid uf de güselhuuffe vo de gschicht; di alte tugete von griechen und von röömere mües me wider fürehole. Nüd blos lääse von enen i de schuel — lääbe mües mer s!
Werum der umschwung useschiebe, di nöi wält de naachfaaren überlaa? Jede mues sälber luege, was er cha biiträäge zur verbesserig vo de wält. Wie säit de marquis de Condorcet? «S mues nüd ales vollkome sii, wo mer hinderlönd; aber mer sötted luege, das d wält bin öisem abgang besser ischt, als wo mer si aaträtte händ.» — Wie söll daas aaggattiget wèèrde? Ggnau daas ghööred mer iez.
397 Seiten den Anfang lesen
ISBN 978-3-908105-35-0 zu Fr. 35.00 bestellen
Di Groos Revoluzioon D büecher 4 bis 6 (2009) Di Grooss Revoluzioon (2009)
D büecher 4 bis 6 (1792–jaar II)

Im Herbst 2009 erscheint der zweite Teil des langen zürichdeutschen Revolutionsromans. Leserinnen und Leser erleben mit den Hauptpersonen alle Stationen der Französischen Revolution, die mehr und mehr in Kämpfe unter den Mächtigen absinkt, in Mördereien und Streben nach eigener Bereicherung.

Die Revolutionäre sprechen Zürichdeutsch

Der Zürcher Bankier Gaspard Schweizer kümmert sich noch weniger um sein Geschäft als früher. Seine Frau Madeleine dagegen entwickelt neue Fähigkeiten und besucht die unschuldigen Opfer der Revolution in den Gefängnissen. Babette Bansi schliesslich, beider Pflegtöchterchen, macht sich immer selbständiger, fasziniert von den Revolutionärinnen und abgestossen von den Revolutionären.

D revoluzioon miterläbe, wie wämer debiigsii wèèr

I dèm zwäite band schlipft die Französisch Revoluzioon mee und mee i ggwalt und machtkämpf ab. D läseri, de läser gaat mit de hauptfiguure dur s uruig Pariis, leert edli und weniger edli revoluzionèèr käne, halt au all schräcke vo dère ziit. Aber d gschicht handlet au vom alltaag, vo de schwirikäite zum broot überchoo, vo de fröid a de revoluzioonsfäscht, vo der angscht vor verhaftig und vor uggrächte toodesuurtäil. Mit de hauptphèrsoone erläbt me de schtùùrm uf d Tuileries mit, d prozäss vo de königin und mängs anders bis zum undergang vo de mächtige und em uufschtiig vo nöie machthaber.

Öisi Grooss Revoluzioon

Vo allne revoluzioone ischt öisi Grooss Revoluzioon di allerggrächtischt, di legitiimscht, di nöötigscht. Me hät de Hoof z Versailles usse müese liquidiere, susch hett er öis liquidiert.

D Revoluzioon ischt choo, wil si hät müese choo, wil d lakäie vo Versailles d hauptschtadt tèrorisiert händ. Aaber — s muetig volch vo Pariis hät reagiert, zur ziit reagiert, ggwaltig wie de waal, wo mit äim schlaag vo sinere schwanzflosse de harpunöör samt siim schiff i d tüüffene vom meer abeschickt.

S volch vo Pariis häd ales erläbt: de verraat, de hoochmuet, d hinderlischt vom Hoof. D États généraux hetted söle d schulde saniere, das die z Versailles usse wider hetted chöne vo voornen aafange mit schuldemache. De Necker hät me füregschobe zum d finanze wider i s loot bringe; dèè hät nüüt ggmèrkt und ischt ggange woorde, won er niemerem me ggnützt hät.

Uufgschtanden ischt s volch siinerziit, wo s regimänt Royal-Allemand am Pont-Tournant uf di uschuldige lüüt im gaarte vo de Tuileries loospänglet hät. Doo hämer zrugggschlaagen und d Bastille gschtüürmt, sind uf Versailles use marschiert, wo mììr pariiser de könig zrugggholt händ. Aber de tick Louis und sis ööschtriichisch raubtier händ ja nüüt ggleert. Ab sind s im letschte sumer; mer händ s grad na vertwütscht, vor s änet de gränze gsii sind.

Liebi lääseri, liebe lääser! Won i daas gschribe ha, hät niemer chöne veruusgsee, was hinder dène gloorriiche jaare vo de Revoluzioon naachunt.

Me chönt vilicht emal glaube, das all daas, won iez und i zuekouft über di Grooss Revoluzioon gschribe wììrt, blos e gschpäischtergschicht seg; wil s drunder und drüber gaat, näärsch, gschpässig, fùùrchpaar, lächerlich, verwicklet, unübersichtli. D uursache sind so vilfeltig wie d zììl. Veruusgsee cha me nüüt, ales ischt unerwaartet und überrascht jede beobachter, und seg er na so gschiid oder ggleert oder abprüet. Was für en aart häpfe das ischt, wo die imäns masse täigg dursetzt und laat la wachse, daas wäiss me nanig; di äinte chlööned ooni änd und käned doch weder s geschter na s moorn, di andere rüeffed uus und verschtönd au nüüt vom ganze rederwèrch. Wie wett men also hinder de mechanismus vo dèm politische fènomèèn choo?

Mer erlääbed ales: aaschtändegi bürger und deputierti, tollwüetegi familievätteren und abgschlagni volchstribüün, edli wältverbesserer und wältverschlächterer, bluetgiiregi fischwiiber us de Hale und kultuurdaamen us de schnuri-salõ, am änd aber au manen und fraue, wo blos ires lääbe wänd rette. Daas wììrt imer schwiriger i dène ziite.

Ganz nöi mäntsche wott me machen us öis; was mer wèèrded, sind wildi us de tünkligschte wäldere. S alt schliisse und nöis uufboue wott me; nu simer im abschränze tifiger als im uufboue: da hämer plötzli kä bode me under de füesse. Mit em aberglaube mues di ganz relegioon zgrundgaa, mit de volchsfinde chund au d ggrächtikäit under d giliotiine, di röömische tugete und s patriootisch füür tööded fascht gliich vil lüüt wie di tuusigjèèrig hèrschaft von tirane. Schpììlfüerer mäined mer, seged mer; debii simer hampelmanen und marionette — und gschpüüred nüd emaal d fääde.

Hinedrii ischt men imer gschiider, liebi lääseri, liebe lääser! D pariiser verachted iri rächtschaffnen und wackere mane und zaaled das tüür. Si lauffed de tèrorischte naa, den anarchischte, de bluetsüüffere. Di ganz Nazioon laat sich inelegge und i s uglück ineriite. Pariis hät d Revoluzioon ggmachet; Pariis hät si au korumpiert und korumpiert si imer na. — Ggnau daas ghööred mer etz.

584 Seiten aafang vom zwäite band läse
ISBN 978-3-908105-32-9 zu Fr. 45.00 bestellen

Di Grooss Revoluzioon - En füerer dur s revoluzionèèr Pariis (2012) Di Grooss Revoluzioon (2012)
En füerer dur s revoluzionèèr Pariis

Als Ergänzung zum Roman erscheint dieser Führer zu den Brennpunkten der Revolution. Er zeigt nicht nur die Hintergründe, die zur Umwälzung führten und die schrecklichen Geschehnisse, sondern auch die Errungenschaften, von denen wir heute profitieren. Im Text sind die Wege mit Pfeilen angegeben, sodass man sich kaum verirren kann. Sogar die Restaurants sind vermerkt, wo man auf halbem Weg sein verre de blanc nehmen und eine halbe Stunde ausruhen kann.

277 Seiten, 63 Schwarz-Weiß-Abbildungen, 62 Farbbilder, 16 Plänchen  (davon 10 farbig), Texte aus dem Roman, Chronologie, Literatur, Hinweise, Sachregister, Personenverzeichnis, Restaurants ...


Proloog

D gründ für d Revoluzioon gönd wiit zrugg. In aler chüürzi und ooni detäil isch daas iri voorgschicht:

Vom Louis XIV  zum Louis XVI

Di Französisch Revoluzioon isch nöd us häiterem himel choo. Si häd e langi voorgschicht. Nach em tood vom Mazarin (1661) regiert de könig Louis XIV le Grand (1638–1715) 54 jaar lang diräkt, ooni eerschte minischter. Er nint sini minischter us em bürgertum. Em adel, wo sich i de Fronde gäge d königsmacht gschtelt hät, laad er d militèèrschtele; susch truckt er en an rand. D ggrichtshööf (parlements) wèèrded schtillggläit; de könig säit woodure. Er bout d prachtresidänz Versailles und imobilisiert daa der adel. Er füert chrieg gäge Holand, gäge d Pfalz, gäge Schpanie. De Vauban bout feschtigen und meerhäfe. Über s volch wacht e schigganöösi polizei. De Colbert füert en erfolgriichi wììrtschaftspolitik, probiert d verwaltig z reorganisiere, z veräifache, z zäntralisiere, füert d schtüürpächter (fermiers généraux) ii, chan aber gliich d finanze nöd i d oornig bringe. Wo de Louis XIV schtirbt, versuufft Frankriich i schulde.

Louis XIV

Louis XV

Louis XVI


Under em Louis XV probiert me mit em bapiirgält vom John Law d finanze z saniere (1716–1720). Mit de Compagnie des Indes expandiert s königriich uf La Nouvelle Orléans (Lousiana), uf La Nouvelle France (Kanada) und uf Indie. 1756 verbünded sich d eerbfind Frankriich und Habsburg under em duc de Choiseul und em füürscht Kaunitz-Rietbèèrg (renversement des alliances). Mit em Sibejèèrige Chrieg gäge Prüüsse/Ängland/Hanoower verlüürt Frankriich sini koloniie (1763). Under em Louis XVI underschtützt drum Frankriich d Nöi-Ängland-Schtaate mit gält und soldaate gägen Ängland.

D laag vom königriich i den achzgerjaar

D politiker und d wüsseschafter gseend natüürli, das es an allnen eggen und ände fèèlt. Si wüssted au, wie me d laag chönt verbessere.

Le siècle des Lumières

D revoluzioon isch nöd z träne vo der Uufklèèrig. Es jarhundert lang tänked und schriibed filosoofen und schriftschteler über s gliich rächt für all, über aatäil a de regierig, über parlemänt, über mitschtime. De Rousseau säit, all mäntsche seged gliich geboore. De Montesquieu schriibt über d tränig vo de ggwalte (pouvoir législatif, pouvoir exécutif, pouvoir judiciaire). De dramatiker, romancier und satiiriker Voltaire schriibt au über d ggrächtikäit, über s änglisch sischteem. De fermier général Helvétius vertritt e materialischteschi filosofii (schtichwort: l’homme machine), er isch en ateischt; sis hauptwèrch wììrt öffentlich verbränt. 

Vor de revoluzioon regiert i ganz Frankriich en unerhöörti anglomanii. D fraue trääged liechti ängleschi schtöff und chläider, de hèrzoog vo Orléans isch en bewunderer vom änglische politische sischteem.

Finanzprobleem

De schtaat bruucht gält: D helfti vo de schtüüriinaame gaad i d ruckzalig vo schtaatschulde. Der ober kleerus isch adlig, der under kleerus isch aarm. Kleerus und adel zaled ekäi schtüüre. Schtüüre und abgaabe zaled d bürger und d puure.

Soziaalprobleem

Der aatäil a de bevölkerig isch tänkbaar ugliich: kleerus 1 %, adel 1 %, bürger 13 %, puure 85 %.

S git di modèèrne schtaatstheoriie vom Montesquieu vo de ggwaltetränig. Ängland häd es parlemänt, Amèrika häd es parlemänt und e verfassig. De Voltaire verbräitet mit sine Lettres philosophiques d idéée vom John Locke, won i d verfassige vo Amèrika und Frankriich ineflüüssed – bis i d formulierigen ine. Vil franzoose, drunder modèèrn iigschtelti adlegi ofizier, händ z Amèrika gägen Ängland gchrieget und natüürli d demokratii deet käneggleert.

Der adel hocket utèètig und entmachtet z Versailles; er hanget a sine privileegie, a sineren übertribnen exklusiwitèèt, sinere mentalité féodale, wo d bürger nöd verschtönd. Em adel sind d ofiziersschtele resèrwiert. D bürger sind zrugggsetzt; si glaubed, si chönted de schtaat besser verwalte als di ufèèigen adlige. D bürger sind aber nöd für gliichhäit für all: vor em gsetz schoo, aber d mäntsche sind halt emal ugliich. D revoluzioon isch dänn phèr saldo au e revoluzioon vo de bürger und nöd vom ganze volch.

277 Seiten den Anfang lesen
ISBN 978-3-908105-34-3 zu Fr. 40.00 bestellen
kä helde · vil gschichte i äinere gschicht (1996) kä helde · vil gschichte i äinere gschicht (1996)

Sinnig beginnen die Geschichten mit einem Liichemööli, an dem der Leser und die Leserin die meisten Gestalten kennenlernen. Und dann verzweigen sich die Handlungsfäden quèèr dur all gsellschaftsschichte duren und über de ganz kantoon. Und fasch ales hett au chöne passiere. Oder – wèr wäiss? – isch passiert. De läser begläitet d phèrsoone dur Züri und dur di nööchscht umgäbig, an oort, won er känt oder chönt käne. Er begägnet zürcherinen und zürcher, won er vilicht scho mal troffe hät oder hett chöne träffe. Ales schpilt daa und iez und hüt.

Es liichemööli.

Zwänzg phèrsoone öppe sitzed i de ‹Bueche› am ene lange tisch. Di äinte löffled na a de suppen ume, de Feelix, de nöi wittlig, ghöört me truurig schl¸¸rffe; di andere butzed sich scho mit de sèrwiete s muul ab. Di jünger gruppe – under, um und über zwänzgi – am undere tischändi bruucht sälte sèrwiete und nippet am wiisswii, das es bruuni halbmöönd gid a de gleser. D Brigitt butzt iren ab, wil er si schtöört; ire ggusäng Filipp lueget zu den elteren übere und laad en.
D truurlüüt sind im ‹bankettsaal› vo de ‹Bueche›; s isch na früe, eersch halbi zwölfi. Si sind na eläi; wiiter äne isch für en anderi gsellschaft teckt, aber nu für guet es totzet phèrsoone. Dussen isch s schöönscht wätter – en föön im novämber –, aber dine mues s liecht gliich bräne. D Liliaan, d wììrtin, häd d lampe mit de roote schììrmli nu grad über em lange tisch la aazünde. Iez schtaat si im reschterant äne, hinder em büffé, und zwaar esoo, das si gseet, wän all fèrtig sind mit de suppe. E pflägts reschterant läbt vom sèrwiss; das wäiss si. Chuum also wììrt s chlefelen tüner vo de löffel, macht si en energeschi chopfbewegig zu der Eerika übere und schränzt gliichziitig d augen uuf; das häisst nüüt anders als: ‹A d seck!› Mit de sèrwiertochter ränt si loos, so gschnäll si daas chan uf irne hööchen absätz. Under em durchgang i s sääli brämst si uf es tämpo aab, wo zum truurigen aalass passt, und hänkt d muuleggen abe – daademit mues si sich aber kä müe gèè. Beed zupfed d täler zwüschet de gescht use, schtuur vo rächts, au bi de junge, wie sich s ghöört.
Ganz nach leerbuech bringt si dänn de wii vor em hauptgang. Aber wèm gèè zum probiere? Pschtelt hät s ganz de Fredi Huuser – e schwachi figuur nach de Liliaan irer mäinig, aber ggã-mèèm
1 – wän er nu nöd am ene blööden oort wüür hocke, hinder em tisch am fäischter, uf em drittoberschte platz, wo si schlächt zuechunt. Si nint es äxtra-glaas ab em näbetisch und macht s pödelet vole vom dool.
«Bitte, hèr Huuser.»
S isch e farsse: s isch sowisoo teckeli-wii. Aber de Fredi Huuser schmöckt am glaas, schwänkt s echli ugschickt ume, schmöckt wider, nint en schluck uf d zunge, laad en epaar sekunde druff und schluckt en dän abe. Gschpüüre tuet er ja nüüt debii. Er hett s gliich grad so guet mit gogga-ggoola chöne mache, mit kafi oder läitigswasser, aber s rituaal verlangt s halt emal esoo.
‹Guet, händ s kän richtige fläsche-wii daa›, tänkt de Fredi, ‹susch hett mi gruusig chöne blamiere.› De Fredi blamiert sich gaar nöd gèèrn. Èèrnscht lueget er etz ume und gseet d blick vo de tischrundi von em wègwandere, de flä­sche naa, wo d Liliaan de räie naa zeersch bi de daa­men iischänkt, me wäiss nöd wie, e zwäiti und e dritti fläschen us em hindergrund anezauberet, bis all iren aatäil händ.
Natüürli git s dän e phause, wil käne trout, zeersch z trinke, und de Feelix, de wittlig, äigetli sött s zäiche gèè zum aafange. Aber de Feelix sitzt daa und ghöört nöd emal sini schwöögeri Liini uf de lingge siite, wo schtändig an en ane schnoret. Häd er sini suppe überhaupt ggässe? Er wüsst s nüme. Er höcklet am tisch, wien en alte maa, hät d händ uf de tischkante, das er nöd ganz uf s tischblatt abegheit. ‹Iez bin i alt›, tänkt er plötzli. Er schnuufet tüüff und schtieret uf de lingg ringfinger, won iez zwee eering überenand sind. Und schüttlet de chopf. Näbetzue säit s Liini öppis, won en sött beruige; aber s gaad em nöd i d ooren ine. Linggs ghöört er sowisoo schlächter. ‹Guet, ghöörsch si nöd›, tänkt er; die schwöschter vo sinere frau häd er nie möge. Nie kä gält, aber sich imer ales ggläischtet, was wider s nöischt gsii isch. Wie wänn sich en tramfüerer ales chönt läischte! Gaar nöd sini aart.
«Gaar nöd mini aart», säid er luut.
«He?» macht s Liini, erschtuunt, das de Feelix überhaupt öppis säit, aber dèè isch scho wider i siich sälber inegschloffe und git käi antwort. S Liini chlapperet wiiter an Feelix ane. Was wott si anders mache? Linggs von ere sitzt der Ääschme, won eren als polizischt uhäimlich isch, und wisewii d Patsch Wiiss – wo ussert lächlen und änglisch käi anderi schpraach chan. Uusggnaa täiländisch, aber daas cha s Liini au nöd.
Underdesse händ sich die jungen am undere tisch sälber ghulffe und aagfange mit aaschtoosse. Wie me wäiss, schteckt das aa. Und bald gaat s gling­glang um de tisch ume, sowiit d èèrm langed. Uf der aarichti fangt d Liliaan aa d raamschnitzel uf d täler useschöpfe, en gutsch soose drüberabe, es löffeli nidel drufufe, e porzioon nudle, zwee rächti löffel rööslichööl. Und d Eerika ränt, chlii und tifig, schtill und fliissig, vo der aarichti zu de gescht, imer drei täler uf s maal, und jedes maal schtönd drei nöii täler gfült paraad, wänn si zruggchunt. Ires gsicht isch scho ganz root vo der aarbet. Aber bi alem prässiere schtaat s fläisch vor jedem gascht voorne linggs, wo s aneghöört. Schliessli hät d Liliaan e rächts reschterant.
«De salaat!» d Liliaan lueget d Eerika böös aa, wie wänn sii en vergässe hett. S wägeli mit de fèrtige salaat-tälerli schtaad i de chuchi usse paraad. Grad drum häd en d Liliaan ja au vergässe. Was gisch, was häsch, vertäiled s en. Uusggrächnet bi dèm läidmaal mues das passiere. D Liliaan èrgeret sich gruusig. De hèr oben am tisch, der äinzig, wo men em äigetli cha ‹hèr› säge zuen em, findt si, dè wèèr sicher wider emal choo, aber nöd, wä mer de salaat nach em hauptgang uuftischet. ‹Vertaminamal!› fluechet si. Inenabe.
Di andere, uf die chönt si verzichte. Die chömed, wil s bi ine nöd so tüür isch, die gönd nie uus susch. Und wänn, dän i renomier-bäize zvil go zale. Aber de hèr oben am tisch, dè chönti choo, wil s guet isch, chön­ti verzele, er hebi daa e nöis bäizli entdeckt, souguet und nöd emal tüür. Das isch ggnau dè tip.

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1 quand-même
344 Seiten den Anfang lesen
ISBN 978-3-908105-02-2 zu Fr. 44.00 bestellen

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